Allein der Anblick der grünen Tasse auf der Terrasse macht gute Laune. Mit einem guten Tee oder Kaffee den Tag in Ruhe und im ganz eigenen Tempo beginnen, das ist Freude pur. Warum gönnen wir uns solche besonderen Momente so wenig im Alltag. Wieso muss dort alles zweckmäßig und durchgetaktet sein?

Gleich nach dem Aufstehen zwanzig Liegestütze zu machen oder eine Runde mit dem Hund zu laufen, das leuchtet sofort ein, weil es hilft, körperlich stabil zu bleiben. Alles was mit Leistung zu tun hat, fällt den meisten Menschen noch relativ leicht umzusetzen. Es passt zu unserem inneren Bild von zielgerichtetem Verhalten und dient dem Erfolg.

Dagegen ist es schon schwieriger, sich zu entschließen für 10 oder 20 Minuten schweigend auf einem Stuhl zu sitzen und dem Atem zu folgen, wenn man doch so viel an diesem Tag zu erledigen hat. Dabei klärt es nachweislich unser Denken, hilft sich selbst und einer viel größeren Dimension im Leben zu begegnen und ermöglicht eine zuversichtlich-gelassene Haltung für die nächsten Stunden.

Es sind diese superschlichten Dinge, die letztlich stark machen und für die wir eine gehörige Portion Umsetzungskraft brauchen. Denn das Wesentliche drängt sich selten auf.

Manche schwören auf die erste Tasse Tee am offenen Fenster, andere auf einen Weisheitstext, der die Gedanken auf die Sinndimension des Lebens lenkt und manche machen den "Rasier-Test", wie Walter Kohl den achtsamen, selbstreflexiven Blick in den Spiegel nennt.

Wer bin ich und für wen mache ich heute mit meiner Arbeit oder meinen Entscheidungen einen positiven Unterschied. Wer hat etwas davon, dass es mich gibt? Was kann ich beitragen, dass die Welt um mich herum eine heilsame ist? 

Das sind Fragen, die wir uns täglich stellen und auch beantworten können. Es sind die kleinen Rituale mitten im Leben, die uns Orientierung geben und innerlich ausrichten. Rituale haben etwas zu tun mit Beständigkeit, Verbundenheit, Gelassenheit und Freude. Rituale vertiefen und erweitern das Leben. Sie können uns helfen, den Sinn in unserem Tun leichter zu entdecken.

Wem es gelingt, dem neuen Tag mit leuchtenden Augen gegenüber zu treten, der setzt ein positives Vorzeichen an den Beginn dieses Tages. Ein kleiner Unterschied mit beachtlicher Wirkung. 

Vier Impulse, die sich für ein Ritual eignen:

* Gönne dir am Morgen eine Zeit der Stille, in der du dein Herz hörst, deinem Atem folgst und spürst, dass du mitten im Leben bist. Vielleicht stellt sich in dieser Zeit ein Gedanke oder ein gutes Wort ein, das dich durch die Höhen und Tiefen des Tages begleitet.

* Halte kurz inne, bevor du einen Raum betrittst und mach dir bewusst, wer oder was dort auf dich wartet und wie du dem Thema oder der Person begegnen willst.

* Gestalte dir einen Übergang von der Arbeit ins private oder familiäre Leben danach. Atme tief durch und lass den Blick über den Horizont oder den Himmel schweifen, um dir die größere Perspektive des Lebens bewusst zu machen und tritt erst dann ins Haus oder wechsle die Kleidung, um einen spürbaren Unterschied für dich selbst zu machen.

* Richte dir einen Platz für das Handy ein, an dem es abgelegt wird und auch ausgeschaltet wird, wenn du deine persönliche Auszeit genießen möchtest. Geh bewusst offline und gestalte damit den JOMO-Modus. (Joy of missing out - die Freude, etwas rauszulassen und einfach mal nicht dabei zu sein)

* Gönne dir eine Mikro-Auszeit in der Natur - eine Zeitinsel, bei der du bewusst ins Freie gehst, auf das Zwitschern der Vögel oder das Rauschen des Windes lauschst und dir bewusst machst, dass diese Dosis Sonnen- oder Tageslicht deine Glückshormone in Schwung bringt. 

Wer mehr dazu lesen möchte, wie sich Freude in der Natur tanken lässt, der kann sich den aktuellen Artikel von Beate & Olaf Hofmann aus dem Maaß-Magazin hier ganz exklusiv herunterladen.